Ein Berufsleben lang auf demselben Stuhl zu sitzen kam für Galperin nie in Frage. Die 36 Jahre währende berufliche Laufbahn von Galperin verlief über internationale wie nationale Arbeitgeberverbände. 2009 erfolgte dann der Wechsel zum AGV Lippe: „Lippe hat mich deshalb gereizt, weil vor Ort, nah an den Unternehmen, noch einmal klassische Verbandsarbeit zu leisten war. Es waren schon sehr dicke Bretter dabei, die hier zu bohren waren. Der Vorstand des Verbandes gab mir die für meine überwiegend verbandspolitischen Aufgaben notwendigen Freiheiten und wenn es darauf ankam auch die erforderliche Rückendeckung.“ In seine Zeit fielen wichtige Weichenstellungen wie: mehr direkter tarifpolitischer Einfluss auf Landesebene NRW, Gründung einer Kooperation mit dem Unternehmerverband in Gütersloh, eine moderne Tarifpolitik für die Kunststoffindustrie und der Bau eines eigenen Verbandshauses in der Gilde. „Dem AGV Lippe, seinen Mitgliedern, dem Ehrenamt und natürlich allen Mitarbeitenden wünsche ich alles Gute und bedanke mich für die stets gute vertrauensvolle Zusammenarbeit. Lippe ist mir als sog. „Beute-Lipper“, mit seinen fleißigen, ehrlichen und aufrichtigen Menschen in all den Jahren sehr ans Herz gewachsen.“ so Galperin.
Zum Arbeitsrecht ist Galperin schon als junger Erwachsener über den Großvater, dem Rechtsprofessor Dr. Hans Galperin gekommen, einem der Mitautoren des ersten deutschen Betriebsverfassungsgesetzes. „Ein großartiger Opa und beeindruckender Mensch. 1905 ist er als Kind mit seinen Eltern vor den ersten Revolutionswirren aus St. Petersburg nach Bremen geflüchtet“, so Galperin. „Nach dem Krieg baute er im Auftrag des Bremer Senats und der amerikanischen Militärverwaltung die Arbeitsgerichtsbarkeit auf.“
Langeweile wird als „Privatier“ nicht aufkommen, betont Galperin. Erst einmal gelte seine ganze Aufmerksamkeit verstärkt seiner Ehefrau. Gemeinsam mit ihr unternimmt er einen mehrmonatigen Trip quer durch die USA, sobald es die Corona-Lage wieder zulässt. Galperin: „Ich freue mich darauf meine dort lebenden Verwandten und auch den ein oder anderen afroamerikanischen Pianistenkollegen wiederzusehen“. Galperin ist nämlich ein der Hamburger Szene entwachsener Blues-Pianist, der dem Genre auf semi-professionellen Niveau seit nunmehr 45 Jahren und europaweit über 500 Konzerten immer treu geblieben ist. Galperin: „Ein Leben ohne Musik ist zwar möglich, aber sinnlos. In diesem Sinne werde ich wieder „neue Saiten“ aufziehen. Ich hoffe insbesondere für alle meine wg. virusbedingter Konzertabsagen notleidenden hauptberuflichen Musikerkollegen*innen und die Branche, dass Gigs bald wieder möglich sein werden. Auch das Publikum lebt gerade in Zeiten des Verzichts nicht nur vom Brot allein. Man sollte der Musik buchstäblich wieder „mehr Gehör“ verschaffen!“